Wo die wilden Leser wohnen

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Halligalli und Variete im Abendprogramm in St. Gallen.

Seitdem ich von meiner Lesereise aus St. Gallen zurück bin, bin ich fest davon überzeugt: Irgendwo in der Schweiz muss er sein – der Ort, wo die wilden Leser und Leserinnen wohnen. Ich weiß zwar noch nicht in welchem Kanton, oder ob es nicht einfach auch mehrere solche „Geburtsorte“ gibt – aber eines ist schon mal klar: In der Schweiz ist Lesen eine Insitution. Versteht mich nicht falsch, auch Deutschland hat wunderbare Konzepte, emsige Lesepat:innen, vorbildlich engagierte Lehrer:innen und Pädagog:innen, die Büchereien haben vielfältige Angebote mit Bilderbuchkino, Leseclubs und Poetry Slam etc.. Aber, und hier kommt der Punkt, es ist alles freiwillig: Jemand, der oder die nicht so gern lesen mag, flutscht in Deutschland allzu oft durchs Netz, taucht ab und ist nicht mehr zu angeln, egal welche Köder man ihm vor die Nase hält. Und nein, ich fange jetzt nicht wieder von der IGLU-Studie an, auch wenn ich es gerne möchte.

In der Schweiz ist das nicht so schnell möglich, denn hier ist das Lesen einfach fest in den Schulalltag integriert: Und damit meine ich jetzt nicht nur die regelmäßigen Lesungen an den Schulen (allein in St. Gallen und dne benachbarten Kantonen sind es in diesme Jahr 650 Veranstaltungen). Es ist aber auch das: An nahezu jede Primarschule ist eine Bücherei mit einem sehr gut ausgestatteten Etat angeschlossen. Diesen Etat brauchen die Bibliotheken aber auch, denn vielerorts gehört der regelmäßige Besuch fest zum Stundenplan: Mindestens mal alle drei, vier Wochen gehen die Schülerinnen und Schüler in die Bibliothek und müssen sich dort ein Buch ausleihen. Oder es steht eine Schulstunde Lesen auf dem Wochenprogramm, oder nach der Pause wird erst einmal eine Viertelstunde in der Klasse kollektiv geschmökert. Lesen ist nicht etwas, was so irgendwie und nebenher im Deutschunterricht passiert und das mit einem – wenn man Glück hat – irgendwann die Eltern üben. In der Schweiz gehört es zum Lehrplan wie Sport oder Religion.

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Die Störche in Uznach: Man sieht sogar die Köpfe der Baby-Störche, wenn man genau hinsieht.

Jedenfalls habe ich es so erlebt, als ich jetzt bei St. Gallen unterwegs war. Bei Niederurnen musste ich am Morgen erst einmal über die vielen querliegenden Schüler und Schülerinnen steigen, die sich lesend auf dem Bibliotheksboden ausgebreitet hatten. Karin Cuipers, die Bibliothekarin erzählte mir von dem Elternabend, den sie neulich veranstaltet hat – mit Book-Castings, wo Bücher anhand verschiedener Kriterien gegeneinander antreten: Cover, Klappentext, Plot etc. So unterhaltsam können Buchempfehlungen für Eltern sein. Auch hier gehört das Fach Lesen fest in den Stundenplan der kleinen Leserinnen und Leser. 1000 neue Bücher kann Karin Cuipers kaufen.

Nebenan in Uznach ist es nicht anders: Die Kolleginnen sehen die Schülerinnen und Schüler der Primarschule regelmäßig und kennen sie ziemlich gut. 270 Klassenbesuche waren es allein 2022 Vielleicht meinen es die Störche, die in dieser kleinen Stadt wirklich überall nisten, deswegen so gut mit dem lesenden Nachwuchs. Ich habe mich jedenfalls auch sehr gefreut, dass wirklich jedes Buch von mir dort im Regal steht. Wirklich jedes.

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Die Stftsbibliothek in St. Gallen.

Aber es wäre unfair, wenn ich nur das als Erinnerung mitgenommen hätte. Denn es war einfach rundum schön in St. Gallen und Umgebung. Am Rorschacherberg konnte ich zwischen drei sehr schönen Lesungen an den ebenso schönen Bodensee hinunterwandern und meine Mittagspause direkt am Wasser genießen. Wo hat man das schon? In Teufen überbot man sich mit noch kreativeren Ideen für weitere Bücher. (Das frage ich immer, schließlich ist mir „Die Nacht in der Schule“ ja auch bei einer Lesung von einer Klasse eingeflüstert worden). Ebenso in Ebnat-Kappel. Hier gibt es einen Schulgeist, der wirklich magische Kräfte zu haben scheint und dem man einiges an Abenteuern andichtet. Und man kann ihn nur austreiben, indem man ganz laut „We will rock you“ grölt. Also, wenn der sich nach dieser Vorstellung nochmal traut, sein Unwesen zu treiben – das würde mich schon arg wundern.

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Mit der fabelhaften Maja Nielsen beim Stammtisch.

Schön, war’s natürlich auch, weil St. Gallen so bezaubernd ist – allen voran die wundergare ehrwürdige Stiftsbibliothek – und weil wir wieder mit vielen lieben Kollegen unterwegs waren, dieses Mal waren wir sogar selbst bei einer Lesung – bei Theresa Präauer mit „Essen im falschen Jahrhundert“. Nachdem ich das irgendwann mal ein Semester die „Soziologie des Essens“ studiert habe, war das besonders für mich ein sehr amüsanter Abend. Und dann saß ich durch Zufall auf dem Rückweg drei Pädagog:innen aus Adliswil gegenüber (auch da hatte ich schon gelsen, allerdings online): Hier hatte es an der Schule am Tag zuvor einen Bücherflohmarkt gegeben, wo jedes Kind seine alten, nicht mehr gebrauchten Bücher mitgenommen hat und dafür dann mit zehn Franken Spielgeld nun andere Bücher erhandeln musste. Noch so ein Beispiel für institutionalisierte Leseförderung an der Schule.

Natürlich habe ich von meiner jüngsten Lesereise wieder Worträtsel mitgebracht für die Wort-Acker-dem-ih auf www.linkslesestaerke.de. Dieses Mal gibt es neu das Stink-Tier, den gestiefelten Kater und die Roller-Blades.

Da kann es stürmen, regnen oder schneien …

… heute feiern wir: Meike Haas (von links), Nina Müller, Margit Ruile und ich. Denn wir durften wieder mit Neustart Kultur unterwegs sein. Auch wenn der Wettergott echt hart mit uns war, hatten wir einen Riesenspaß in Stadtbergeben, Neuburg an der Donau und in der Montessori-Schule München der Aktion Sonnenschein. Tolle Kinder, schöne Veranstaltungen und einen Menge kreativer Einfälle waren dabei. Ich habe jedenfalls von den Lesungen mit der „Linkslesestärke“ für die Wort-Acker-dem-ih mitgenommen: Bauern-Hof, Dumpfbacke, Stern-Bild und Hand-Taschen.

Vielleicht konnte ja auch deshalb nichts schiefgehen, weil mir in Neuburg an der Donau ein waschechtes Einhorn zur Seite stand. Da musste es ja klappen mit der Magie, dem Fee Jerome und dem ganzen Glitzer-Feenstaub – na ja, nicht so ganz nach Plan, aber immerhin zur vollen Belustigung des Publikums.

Auch die „Isar-Detektive“ waren in der vergangenen Woche mit mir auf Tour: In Wörthsee mussten wir sogar Stühle extra rausholen, damit die vielen Kinder und Erwachsenen noch Platz fanden – 45 Besucher lauschten und machten Vorschläge, was man in der Politik für die Schule besser machen könnte: Keine Hausaufgaben zum Beispiel, mehr Sportunterricht und späterer Schulanfang.

Im Max-Gymnasium einen Tag später forderte eine Schülerin dann eine Stunde Lesen pro Woche. Wenn man die IGLU-Studie verfolgt, die gerade mit den schlechten Leseergebnissen der Viertklässler*innen Deutschland erschüttert, dann ist dieser Vorschlag nun wirklich kein schlechter. Das kann ich 1:1 unterschreiben.

Feen-oh-mähen-Aalen Dank

In Aalen guckt aus dem obersten Fenster des Alten Rathaus ein Spion(le) auf den belebten Marktplatz unter ihm. Der schlaue Kerl hatte vor fast 500 Jahren die Freundschaft des Kaisers gewonnen und somit die Stadt vor einem Überfall gerettet. Beständig Ausguck betreiben auch die rührigen MitarbeiterInnen aus der Stadtbücherei. Und holen die renommiertesten Kinderbuchautoren und -illustratoren für Lesungen nach Aalen. Eigentlich hätte Uticha Marmon mit ihren beiden preisgekrönten Büchern „Mein Freund Salim“ und „Das stumme Haus“ dort lesen sollen. Aber leider gab es einen familiären Notfall und ich bin ganz kurzfristig dafür eingesprungen.

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Es waren sechs wunderbare Lesungen in Aalen und der Zweigstelle Wasseralfingen. Und welche, die ich nicht so schnell vergessen werde – bestimmt nicht so schnell wie mein Handy, das im Taxi liegengeblieben war. Aber Frau Kraus aus Wasseralfingen brauste im Affenzahn dem Taxifahrer hinterher und holte das Handy zurück, noch bevor ich derweil den beiden fünften Klassen meinen zweiten Lesetext vorgetragen hatte. Wie cool! Ihr gebührt eigentlich das ganz, ganz große Danke. Aber dann habe ich so eine riesige Dankes-Tüte mit Original-Zeichnung des Literaturtage-Maskottchens bekommen. Wie schön!

Also, auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt ein kleiner Spionle für die Scouts geworden bin, die unter uns Kinder- und Jugendbuchautoren so unterwegs sind – ich kann Aalen nur vollends empfehlen! Nicht nur wegen des Hotels mit Thermenanschluss. Sondern vielmehr wegen den witzigen Kindern, der fabelhaft rührigen Frau Ripp von der Stadtbücherei, ihren charmanten Kolleg*innen und, okay zugegeben, ein bisschen auch wegen der superleckeren Spionle-Schokolade.

Von meiner linsklesestarken Lesung mitgebracht habe ich übrigens mitgebracht für die Wort-Acker-dem-ih auf www.linkslesestaerke.de: Schatz-Karte und Liebes-Brief.

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Lesen öffnet Welten

„Sie haben eine richtig schöne Autorenstimme“. Bei solch fundamentalen Komplimenten mag man gar nicht mehr aufbrechen und möchte am allerliebsten einfach nur bleiben. Und irgendwie schien es den Kindern in Hergiswil ganz genauso zu gehen. Denn die Schülerinnen aus der Klasse wollten sich zumindest mal mit einer Umarmung verabschieden. Übrigens war es nicht nur in Hergiswil so herzlich. Auf der gesamten Reise mit „Kultur aus erster Hand“ durch das Land um Luzern haben sie es mir total leicht gemacht, Land und Leute ins Herz zu schließen. Mit viel Schoggi, supernetten Mediatheks-Leiterinnen, witzigen – und vor allem: sehr belesenen Kindern.

In Steinhausen kamen die SchülerInnen mit – ungelogen! – meterlangen Fragezetteln ein. Ob ich lieber für Jungen oder Mädchen schreiben würde, stand da zum Beispiel drauf. Knifflige Frage. Für freche Kinder, sage ich nach einigem Überlegen, egal ob Jungs oder Mädchen. Was ich geworden wäre wenn nicht Autorin? Oha, Konditorin vielleicht?

In Stans haben sie sogar eine eigene Abteilung mittlerweile für „Super lesbar“-Bücher von Gulliver. Da ist natürlich auch ein Janotta-Buch dabei: „Die Nacht in der Schule“. Aber dort habe ich dann doch – wie überall in auf dieser Lesereise – aus der „Linkslesestärke“ gelesen. Mein Schweizer-Deutsch muss noch besser werden – denn was ein Drück-Chäschtli ist, habe ich leider nicht ganz begriffen. So was wie ein Tischkicker vielleicht? Oder ein Flipper? Kann mir jemand helfen, bitte? Hier ist das gemalte Wort-Spiel dazu.

In Entlebuch, einem Ort, wo es in abenteuerlichen Serpentinen hoch hinaus ins Schulhaus geht (danke fürs Abholen, übrigens!) gibt es einen Lesekreis mit 19 Hockern, unter jedem liegt ein dickes Buch, das die Kinder lesen können, bis die Pause zu Ende ist. Ziemlich coole Idee, weil so auch ein paar von den Jungs, die nicht so gern lesen, dicke Schmöker angehen. Überhaupt, das Lesen ist einfach ein superwichtiges Anliegen in den Schulen rund um Luzern. Große und üppig ausgestattete Schul-Mediatheken lassen wirklich nicht den geringsten Wunsch offen.

Dass die Kids so viel lesen, Bücher und der Umgang für sie selbstverständlich ist und dass sie auch über Bücher und Autoren so viel wissen, liegt bestimmt an einer ganz besonderen Frau im Kanton: Leslie Schnyder. Sie organisiert Jahr für Jahr die Lesereisen im Herbst. Dieses Jahr zum 50sten Jubiläum von „Welten öffnen“, hat sie 50 deutsch- und schweizerdeutschsprachige Autoren nach Luzern gebeten, die alle innerhalb von drei Wochen über 700 Lesungen absolvieren. Da kommen einige schon viele und lange Jahre nach Luzern, was wir in den langen und ereignisreichen AutorInnenabenden ausführlich diskutiert haben. Da kann ich wirklich sehr gut verstehen, dass ein Kollege gesagt hat, Luzern sei immer sein liebster Termin im Lesungsjahr.

Danke für die Einladung. Darf ich wiederkommen? Nicht nur wegen Schoggi und den Umarmungen? Denn „Schullesungen eröffnen Welten“. Übrigens auch für die lesenden AutorInnen.

Nachdem ich diese Woche nur mit der „Linkslesestärke“ getourt bin habe ich jede Menge neue Worträtsel mitgebracht. Wollt Ihr mal sehen?

Fast perfekte Premiere

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Bücher sind immer so etwas wie eigene Kinder. Wenn man sie dann in die Welt hinauslassen muss, dann ist es, als müsse man das erwachsene Kind ziehen lassen und könne nur noch zuschauen, ob man ihm alles mitgegeben hat, um sich zu bewähren. Und so ist es dann auch bei der Premierenlesung von jedem Buch: Man wartet gespannt und nervös, ob sich alles fügt, ob die Gags zünden und – in diesem Fall – ob die Masche mit den Strumpf-Tattoos auch klappt. Ja, hat es. Sogar super.

Und die Kids in Bad Säckingen haben getobt. Also, Fanny, das machen wir ab jetzt öfter. Schließlich ist meine neue Heldin auch in den Buchläden schon angekommen – wie hier in Radolfzell in der Buchhandlung am Obertor. Bei wunderbarem Herbstwetter am Bodensee durfte ich übrigens eine sehr feine Abschlussveranstaltung des Sommerleseclubs „Heiß auf Lesen“ lesend begleiten. Macht immer wieder Spaß. In Trossingen am Tag drauf übrigens ebenso – hätte mir fast ein Hohner gekauft (die Bücherei liegt nämlich auf dem ehemaligen Gelände der weltweit bekannten Fabrik für Akkordeons).

Aus Trossingen und Müllheim habe ich übrigens auch wieder ganz viele tolle Wort-Spiele für das Wörterbuch der „Linkslesestärke“ mitgebracht. Ganz herzlichen Dank für die fabelhafte Einladung zur Lesereise, liebe Büchereifachstelle des Regierungspräsidiums Freiburg. Ich komme auch gerne wieder. Die Fanny fühlt sich nämlich pudelwohl in BaWü.

Unsere Neuzugänge in der Wort-acker-dem-ih auf www.linkslesestaerke.de: Ver-2-Feld, Kinder-Garten, Ka-Fee, Groß-Mutter, Büchere-Ei, Buch-Regal, Eltern-Abend, Eis-Würfel.

Heiss auf Lesen im Länd

Heiss auf Lesen!

Baden-Württemberg ist ja – wir haben die Werbung jahrelang gehört – das Land, in dem man es nicht so hat mit dem Hochdeutsch. Aber dafür mit dem kreativen Umgang mit Sprache und Worten, nicht zuletzt nennt sich das Bundesland derzeit „The Länd“. Wie kreativ es hier zugeht – das haben mir die Zuhörerinnen und Zuhörer meiner jüngsten Lesereise eindrucksvoll bewiesen. In Erligheim und in Kernen malten die jungen Zuhlrerinnen und Zuhörer secht findige Wortspiele. Eines davon ist zum Beispiel „Heiss auf Lesen“, das sich ein Mädchen aus Kernen ausgedacht hat. Denn meine zwölf Lesungen fanden zum Auftakt des Sommerleseclubs der Büchereiern im Regierungsbezirk Stuttgart statt, der unter diesem Motto läuft „Heiss aufs Lesen“.

Kunst in Urbach, dahinter die Original-Fachwerkwand.

Dank der umfassenden Förderung durch Neustart Kultur führte mich die Reise auch in kleine Orte, wie eben Erligheim und Kernen – und dazu noch Löchgau, Urbach, Nordheim, Nürtingen-Oberensingen oder Heiningen, also in Büchereien, die sonst vielleicht keinen so großen Lesungsetat haben. Was total schön war, denn in diesen kleinen Ortschaften sind manchmal bezaubernde Büchereien zu bestaunen, das Fachwerk noch aus dem 16. oder 17. Jahrhundert, die Wandmalereien noch im Original, die Treppe ebenso. In Urbach zum Beispiel, wo neben der Bücherei gleich noch ein Heimatmuseum in dem eindrucksvolle Fachwerkgebäude zu finden ist, nebst aktueller Kunstausstellung. Ein echter Ort der kulturellen Begegnung.

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Die Bücherei in Nordheim.

Auch in Nordheim ist die Bücherei schon ein klein wenig älter, so ca. 500 Jahre. Außerdem kann man gleich im benachbarten Garten, der zur Landesgartenschau angeregt wurde, wundervoll schmökern. Hier liegt übrigens beides, ein fabelhafter Picknick- und Schmökerplatz, wie ich höchstpersönlich mit den beiden Damen von der Bibliothek austesten konnte.

Wortspiele in Kernen (Foto: Katja Schläfke-Neumann)

Wie nachhaltig die Begegnungen mit den Autoren übrigens sind, hat mir Nordheim ebenfalls gezeigt. Sven Gerhardt, der mit mir und acht anderen AutorInnen die „Annemone Apfelstroh“ verfasst hat, war einige Monate zuvor in Nordheim. Über die Hälfte der GrundschülerInnen, denen ich vorgelesen haben, hatte nach der letzten Lesung „Die Heuhaufenhalunken“ von Sven gelesen. Unglaublich viele! Der Kollege genießt hier jedenfalls fast Heldenstatus. Und ein bisschen von seinem strahlenden Glanz durfte ich zum Glück mit der „Annemone“ nun auch abstauben 🙂

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Ganz besonders fasziniert hat mich auch die Architektur in Schwäbisch Gmünd, wo sich die Ortsbücherei in einem vierstöckigen ehemaligen Spital befindet. Es soll Autoren-KollegInnen geben, die hier täglich an ihren Bücher schreiben. Also, wenn das so ist, würde ich mich auch zum Freiwilligen Sozialen Autorenjahr (FSA) bewerben … Wo finde ich das entsprechende Formular?

Nur ein ganz kleiner Eindruck aus Schwäbisch Gmünd.

Wenn es allerdings um das herzliche Willkommen geht, dann würde ich überall im Länd unterschlüpfen. Auch und sofort zum Beispiel in Sindelfingen. Zuallererst wegen der netten Kolleginnen, die ich dann hätte. Und wegen noch etwas: Hier hat der Deutsche Meister der Pralinenkunst eine Filiale hat (die Erzeugnisse durfte ich gleich mal austesten). Aber nicht nur in Sindelfingen, so liebevoll und warmherzig war der Empfang, dass ich überall gerne nochmal wiederkäme – auch in einem FSA. Jedenfalls haben wir ordentlich Stimmung gemacht für „Heiss auf Lesen“, denn die Temperaturen sind so richtig in die Höhe geklettert. Bis auf 37 Grad sogar. Also, wenn das mal kein gutes Omen ist für die Sommerleseaktion. Ganz herzlich Danke für die tolle Einladung sowie die tolle Organisation an die Büchereifachstelle und das Regierungspräsidium Stuttgart.

Ach ja, und das sind dann übrigens meine Neuzugänge aus dem Länd, die im Wörterbuch der „Linkslesestärke“ aufgenommen wurden:


Besser sehen in Marburg

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Die Autoren des Marburger Lesefests sind meistens nur ein paar Tage da – das reicht kaum, um alle Schönheiten der Altstadt mit den vielen alten Häusern, berühmten Kirchen, Zwingli-Treppen und Lahn-Promenaden zu erkunden. Aber man sieht ja sowieso nur mit dem Herzen gut. Und das war für mich das Beeindruckendste am Marburger Lesefest: Eine Lesung in der Blista-Schule mit einer integrierten Klasse, in der Blinde, Sehbeeinträchtigte und Sehende zusammen lernen. Dort habe ich auch das erste Mal eines meiner Bücher in Blindenschrift gesehen (gelesen habe ich aber daraus nicht). Allein das war schon total faszinierend. Aber am tollsten war die Debatte mit den Siebtklässlern. Die hat mich regelrecht umgehauen.

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„Meine Checkliste zum Verlieben“ gibt ja an sich schon viel Diskussionspotenzial her, aber in dieser Klasse war es doppelt spannend. Ging es ja auch ein bisschen darum, was man an anderen attraktiv findet, warum man sich verliebt (und warum nicht), was die wichtigsten Eigenschaften sind, die ein Freund braucht … Die Zeit verging im Fluge und ich weiß jetzt, dass es die Stimme ist, der Charakter und die Hilfsbereitschaft, die andere Menschen für nichtsehende Menschen attraktiv macht. Aber auch die Sehenden an der blista habe ich sehr kritisch und nachdenklich erlebt: Wenn jemand gut aussieht, guckt man vielleicht hin, sagte einer, aber wirklich angesehen wird dann eher der Charakter.

Und boah, Hut ab vor dem Siebtklässler, der mit voller Überzeugung und voller Ernsthaftigkeit gesagt hat: „Das Mädchen aus meiner WG – das ist einzigartig.“ Da möchte man einfach nur sagen: Schnapp ihn dir, das ist ein Guter!

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Bitte nicht falsch verstehen, die anderen Begegnungen waren natürlich auch sehr schön – unter anderem mit einer Lesung in voller Disko-Beleuchtung. Ich wurde sogar gefragt, welche Farbe und welche Spotlights ich mir für die große Bühne in der Richtsbergschule wünsche. „Äh … weiß nicht … äh …blau?,“ war jetzt nicht gerade die souveränste Antwort, wurde aber prompt erfüllt.

Und zwei wundervolle Lesungen mit Mira und ihrer „Linkslesestärke“ waren auch noch in der Marburger Wundertüte. Mitgebracht habe ich „Dixi-Klo“, „Dino-Fossil“, „Wort-Schatz“, „Uhr-Kunde“ und „Sonnen-Aufgang“.

Und meine reizende Assistentin Evi hat eine sehr lustige Art gefunden, wie man „Furzen“ auch schreiben kann:

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Wunderbare Grüße aus Waibstadt

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Lesung in Waibstadt.

„Mit Ihrem Buch finde ich toll, dass Sie Kinder ernutigen, die nicht so gut rechtschreiben, dass auch die Kinder toll sind.“ Fanpost zu bekommen ist immer ein besonderer Moment.

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Aber ein ganzes Bündel an Fanpost kam jetzt aus Waibstadt. Die Kinder der 3a und der 4b haben mir einen Packen Worträtsel und Briefe geschickt. Darunter diese Rückmeldung, die wirklich mein Herz hat schmelzen lassen. Die Krönung: Darunter klebte tatsächlich noch eine Tafel Schokolade.

Die Lesung hätte eigentlich schon im vergangenen Jahr im November mit Neustart Kultur stattfinden sollen, allerdings gab es da ein logistisches Problem. Jetzt haben wir die Lesung online nachgeholt. Weil das online immer schwierig ist, gemeinsam an der Tafel Worträtsel zu malen, habe ich die Schülerinnen und Schüler gebeten, mir ihre Rätsel mitzuschicken. Ziemlich fabelhafte Zeichnungen waren darunter. Die Auswahl ist mir echt schwer gefallen, welche in die Wort-Acker-dem-ih aufgenommen werden: Neu dabei sind jetzt Buch-Staben, Vogel-Spinne, Licht-Schwert, Hammer-Hai und Schlüssel-Bein.

Update: Red-Bull und Schweizer Flagge

Immer wenn ich in die Schweiz komme, lerne ich was dazu. Einen Tirggel kannte ich zum Beispiel bis vorgestern noch nicht. Das ist ein Honig-Gebäck, das ähnlich wie ein Spekulatius geprägt wird. In den Teig kann man auch ein Schul-Emblem einprägen – wie zum Beispiel das der Schule Meilwiese im Hinwil. Die engagierte Schulleiterin aus Hinwil hat mir dieses leckere Gebäck zum Dank geschickt. Fast zu schade, um daran zu knabbern. Ich glaube, ich werde es lieber als Erinnerung an diese schöne (virtuelle) Lesereise in die Schweiz behalten. Solche schönen Momente und Begegnungen sollte man nämlich achtsam aufbewahren.

(Hier sind übrigens die Neuzugänge in der Wort-Ackerdem-ih)

Und hier kamen noch ein paar aus Seuzach hinzu:

Das ist noch etwas, was ich hinzugelernt habe: Die Wertschätzung und Achtsamkeit, die in dem Schülerbild der Lehrpersonen hier in Zürich und Umgebung zugrunde liegen. Mit eben jener Rektorin aus Hinwil habe ich darüber unterhalten: Wertschätzung für jeden einzelnen lernen die Kinder schon in der Schule und durch Vorbilder. Das hat aber auch ganz grundlegende individuelle Konsequenzen: Dass ein Lehrer aus Stallikon zum Beispiel bei mir extra noch mal anfragt, wie er seine besonders schreibbegabte Schülerin coachen kann, dass sie ihr erstes Buch schreibt. Dass ein trauriger Schüler samt Mutter in Quarantäne zugeschaltet wird, damit er nur nicht die Lesung in Seuzach nicht verpasst.

Und ich bin mir sicher, diesen genauen und persönlichen Blick bekommt man umgekehrt genauso zurück. Jedenfalls hatte ich den Eindruck bei meinen Lesungen. Die diesjährigen Fragerunden in den Schweizer Schulen waren zum Beispiel so richtig gut vorbereitet und mit cleveren Fragen gespickt. Zum Beispiel die aus Dänikon, ob ich lieber den Anfang oder das Ende eines Buches schreibe. Darüber habe ich mir eigentlich noch nie Gedanken gemacht und ich musste den ganzen Nachmittag nachgrübeln über diese Frage. (Die Antwort ist: Das Ende, weil man dann seine Helden stärker, mutiger und schlauer in die Welt ziehen lässt). Und so geht dann auch mal eine gute halbe Stunde für die Plauderei zwischen SchülerInnen und Autorin wie im Flug vorbei. So eine Wertschätzung ist so fabelhaft und hinterlässt auch eine Autorin ganz inspiriert und motiviert in die nächste (Schreib-)Woche.

Ich glaube, ich wäre gern in der Schweiz in die Schule gegangen. Vielleicht hätten wir da auch ein paar nette Abitur-Streiche ausgeheckt, wie sie mir von den Lehrpersonen bei den Lesungen zu „Die Nacht in der Schule“ erzählt wurden: Mal schnell das Cabrio des Französischlehrers zum Verkauf ausschreiben oder die Schule mit Draht umwickeln, sodass es einen ganzen Tag schulfrei gibt.

Noch was Neues habe ich gelernt: Wortspiele malen kann man fabelhaft auch per digitaler Lesung. Die Kinder haben mir ihre schönsten Entwürfe einfach in die Kamera gehalten und wir haben mit der Parallelklasse gemeinsam geraten. Da waren fabelhafte Sachen dabei wie Face-Book, Blau-Bär-E, Leer-er, Links-Lese-Stärke und Wasser-Fall. Bin immer noch ganz geflasht vom Einfallsreichtum der jungen Malerinnen und Maler.

Also, liebes Team vom Schule & Kultur, wenn Ihr das lest: Ich komme gerne wieder. Diese wechselseitige Wertschätzung ist ein besonderes Geschenk, das ich sehr genossen habe und die ich gerne immer wieder zurückschenke, wo es geht. Apropos Geschenk, die SchülerInnen, ihre Lehrerin und die Bibliotheksleiterin aus Stalikon haben mir auch eins gemacht. Nicht nur was zum Naschen, das auch, aber auch einen kleinen Feedback-Bogen zum „Theoretikerclub“. Hach, auf dieser Welle der Guten Laune kann ich doch getrost ins Wochenende.

„Sie kenne ich“

„Nein danke, ich habe schon Autogramm von Ihnen“, sagt neulich eine Sechstklässlerin in einer Lesung. „Sie kenne ich. Vor zwei Jahren waren Sie bei mir in der Grundschule.“ Um dann eine Pause lang sich Tipps zu holen fürs Schreiben, fürs Kreativsein, und um sowieso noch ein paar andere Dinge fürs Leben generell zu bequatschen. Wir sind ja alte Bekannte und da ist man ja auf ganz besondere Weise vertraut.

Mit Braunschweig und den Jugendbuchwochen geht es mir genauso. Bereits dreimal durfte ich dort lesen – einmal davon auch onlie. Dieses Jahr waren ich und meine 15 Kinder- und Jugendbuchkollegen wieder vor Ort. Was sehr schön war und genau so kleine beiläufige Gespräche wie dieses oben erst möglich machte.

Die Lesungen waren allesamt sehr, sehr schön. Und mit einigen Schulen, wie zum Beispiel hier in der Christopherusschule, war es ein wundervolle Wieder-Begegnung. Daneben werden mir außerdem die vielen beiläufigen und schönen und ausführlichen Gespräche in Erinnerung bleiben, die die Lesereise nach Braunschweig auszeichnen. Oft ist es einfach nur die Fortsetzung eines schon vor einiger Zeit begonnenen Gesprächs zwischen alten Freunden oder Kollegen. Man knüpft einfach an an alles Vorhergehende und knüpft den Erzählstrang ein bisschen weiter.´

Nachdem auch die „Linkslesestärke“ im Gepäck war, habe ich natürlich auch wieder einige Neuzugänge für die „Wort-Acker-dem-ih“ mit gebracht. Das sind sie: Wolf-Gang-Amadeus-Mozart, Buch-Stab-E, „Du hast einen Vogel“, Flugzeug-Träger, Erste-Hilfe-Koffer, Not-Fall, Lied-Stroh-Fee, Beth-Ofen, Wolfs-Burg Zahn-Arzt, Toten-Kopf, Um-Kleide, Sonnen-Süss-Tem.