Im Auge der Leselotte

Das historische Gebäude der Würzburger Bücherei, dessen Rokoko-Fassade schon seit 1629 dort stand , könnte einem schon ordentlichen Respekt einflößen.  Erst ein paar Tage zuvor war Peter Stamm dort zu Gast. Aber sobald man den Falken-Saal im dritten Stock betreten hat, fühlt man sich gleich daheim in Würzburg. Denn überall prangt dort eine Leselotte  – das gelb gepunktete Maskottchen der Würzburger Jugendbuchwochen.

Alle meine drei Reihen standen  auf dem Programm – der „Theoretikerclub“, die „Linkslesestärke“ und ganz neu: „Die Trabbel-Drillinge“. Weil mich gleich eine ganze Herde Leselottes dabei begleitet hat, wurde es ein wunderbarer Ritt durch die Mühen von Theorie und Praxis, durch wahnsinnig kreative Wortspiele und die Geschwisterzwistigkeiten der Drillinge. Und geduldig ist die Leselotte auch, bereitwillig hat sie zu jedem Nerd-Selfie mit Brille und karierter Schirmmütze gelächelt, das die jungen Zuhörer vor ihr geknipst haben.
Dass nicht nur die Würzburger, sondern auch die Nachbargemeinden schöne Büchereien haben, haben mir zuvor übrigens schon die Gemeinde Rottendorf – mit einer Bibliothek im Wasserschloss! – und Markt Höchberg bewiesen. Dort kam zur Abendveranstaltung die ganze Klasse 3c mitsamt Eltern und lauschte der „Linkslesestärke“. Bis auf den letzten Platz waren die bunten Stühle besetzt. Danke an alle Veranstalter für die wundervolle, kreative und liebevoll betreute Einladung nach Würzburg und Umgebung.Natürlich habe ich auch wieder jede Menge Worträtsel mitgebracht. Allen voran die „Würz-Burg“:

 

Dazu kommen noch das Mon(d)okel, der Super Star, das Uni-Corn, (Raumschiff) Enter-Preis, der Sonnenstrahl, den Kerzenständer.

Pralinen und Premiere

 Sehen die nicht lecker aus? Mit rosa Glanz und lecker feiner Füllung. Und vollends selbst gemacht. Ich brauche die Pralinen nämlich für die Premieren-Lesung.

Klar, der deutlich pink-strotzenden Farbe nach zu urteilen geht es um kein anderes Buch als die „Trabbel-Drillinge“ Franka, Bella und Vicky.

Die drei Stadtgören sind echte Celebrities. Weil ihnen der Rummel über den Kopf wächst, werden sie von Mutter Babs in die Provinz verfrachtet. Das gibt Ärger und Heimweh und es braucht jede Menge himmlischköstlichen Trost-Kakao, bis sich das Chaos wieder einrenkt.

Weil Franka nicht nur tolle heiße Schokolade macht, sondern auch die besten Pralinen der Welt, habe ich selbst welche machen müssen. Die Pralinen sind so unterschiedlich wie die Drillinge sind: frech-scharf, süß-lieblich und neugierig-exotisch.

Wer sich traut, kann eine probieren am:

25. Februar, 14 Uhr im Gasthof Plonner in Weßling/Oberpfaffenhofen.

Ich würde mich riesig freuen, wenn Ihr kommt!

Und damit Ihr Euch auf dem Land nicht verirrt, hier eine Anfahrts-Beschreibung.

 

Mosbach: T-Tu-Wirrer und der neue türkische Präsident

In Mosbach im Odenwald kann man sich quasi nicht verlaufen – denn überall in der Fußgängerzone weisen Kunstfiguren den richtigen Weg. So wie hier die drei alten Damen.

Wo’s für die Mosbacher Kinder lang geht, ist ihnen auch schon klar. (Mosbach übrigens mit kurzem O, habe ich mir von den Odenwäldern sagen lassen!). Gefragt nach ihren besonderen Berufswünschen, hatten sie Großes vor Augen: Einer wollte der nächste türkische Präsident werden. Jawoll! Glückwunsch! Ein anderer T-Tu-Wirrer. Und ein ganzes Team angehender Top-Handballer wie -Fußballer ist auch zu den Lesungen der „Linkslesestärke“ angetreten. Ich denke, man wird noch einiges aus Mosbach zu hören bekommen.

Mitgebracht habe ich übrigens jede Menge neue Wortspiele: Erd-Beere, Ka-Mehl, Licht-Schwert, Frosch-König und den Ei-Fehl-Turm.

Ach ja, eine neue Lieblingsbuchhandlung habe ich auch gefunden: Kindlers in Mosbach macht den besten Kaffee, den ich je in einer Buchhandlung getrunken habe. Ehrlich. Und ich bin wirklich verwöhnt. Im eigenen Café Käthe werden nämlich Bohnen aus der Orts-Rösterei Hagen  aufgebrüht. Lecker!

Wie man da hin kommt? Eine von den Mosbacher Kunstfiguren weist auch hier den Weg!

 

 

Auto-Gramme im Vogtland

Das war wirklich eine sehr, sehr schöne Reise durch das sächsische Vogtland. Mit interessanten Begegnungen (nein, nicht nur mit der ein oder anderen Kuh, sondern auch ganz vielen Auto-Ren-Kuh-legen), tollen Schulen und noch tolleren Lesungen. Immer etwas ganz Besonderes sind ja „Linkslesestärke“-Lesungen bei LRS-Klassen. Auch dieses Mal haben die Kids wirklich lustige Wortspiele erfunden – den Enten-Gang zum Beispiel oder das Schlüssel-Band. Und von den Erstklässlern, die gerade mal ein paar Wochen in der Schule sind,  kamen so schlaue Zeichnungen wie Pferde-Äpfel und Tisch-Ecke

Zwei Tage später in Lengenfeld haben sich die Kids nahezu überschlagen mit ihren Ideen – das muss an den nahenden Herbstferien gelegen haben. Von meinen Lesungen dort habe ich mitgebracht: Bett-Men, Sonnenblumen-Öl, Fenster-Sprosse, Park-Uhr und Auto-Gramm.

Apropos Auto-Gramm. Das 1000ste Autogramm für den „Theoretikerclub“ war im Vogtland auch fällig. Eine Fünftklässlerin aus Lengenfeld hat’s jetzt über ihrem Bett hängen (hoffe ich).

 

Und noch ein Fundstück, das ich Euch nicht vorenthalten will. Die Hausordnung am Gymnasium in Reichenbach hat mir so gut gefallen, dass ich sie unbedingt fotografieren musste. „Lache laut und viel“ und „Sei glücklich“. An dieser Schule kann man sich wirklich wohlfühlen, glaube ich. Schmecken tut’s da übrigens auch, denn die Mensa hat mich und meine supersüße Lesereise-Betreuerin Katja gleich mit verpflegt! Ganz herzlich Danke an alle. Es war toll.

Ach ja, und wenn ihr noch ein Foto von mir mit viel zu engem Tisch-hört sehen wollt, das gäbe es hier bei der „Freien Presse“.

 

 

 

 

Auto-Gramm mal andersherum

Diese Schülerin hatte ja sowas von Recht. Wer sagt eigentlich, dass immer nur wir Vorleser ein Auto-Gramm geben müssen? Haben wir nicht umgekehrt selbst eins verdient? Und deswegen steckte sie mir nach der Lesung diese Widmung zu. Wahrscheinlich kam das Blatt aus der nahen Toll-ih-Jette, weil es schnell gehen musste. Gefreut habe ich mich trotzdem.

„Schee war’s“ übrigens in Hörgertshausen, wo die ganze Schule bei der Lesung der „Linkslesestärke“ dabei war. Man kann sich denken, dass es nicht die größte Grundschule in der Hallertau war – gerade mal 60 Erst-, Zweit-, Dritt- und Viertklässler gehen  in diese I-tüll-Esche Schule.

Mitgebracht habe ich mehrere Wort-Spiele, den Kom-Pass, das Rot-Kehlchen, den Mo-Tor und Sonnen-Creme.

Von meiner letzten Lesung des Schuljahrs, bei der Lese-Pause in Weilheim habe ich leider keine neuen Wort-Spiele mitgebracht. Auf die sonnenbeschienene Bühne hat sich keines der Kinder getraut.  Über 35 Grad waren dann doch zu warm. Da hielt sich das Pups-Likum dann doch lieber im Schatten den Bauch vor Lachen.

Von Voll-Pfosten und Hammer-Haien

Ganz knapp vor den bayerischen Pfingstferien habe ich noch drei kleine linkslesestarke Lesungen absolviert. Und einige sehr linkslesestarke neue Wort-Schöpfunge mitgebracht. Hier sind sie: Der Eis-Tee, Faustdick hinter den Ohren, Computermaus, Mause-tot, Hammer-Hai und Uhr-Wald.

Tja, und ein Voll-Pfosten war auch dabei. Natürlich nicht richtig, sondern nur auf der Tafel!

 

 

Schiffe, Spitzendeckchen und Wortspiele

Im Norden geht es bei Lesungen mitunter ein bisschen anders zu als im Süden. Da darf auch so ein Tüddelkram wie Mutterns gute Spitzendecke nicht fehlen. Trotzdem hat der Spagat zwischen Altbewährtem und moderner Nerd-Technik ganz toll geklappt.

Auf Einladung der Büchereizentrale Niedersachsen war ich Ende März in verschiedenen norddeutschen Städten zu Besuch – unter anderem in Ostfriesland (Westrhauderfehn), in Lehrte bei Hannover und in Dinklage. Und für einen kleinen Abstecher nach Klein Meckelsen (ganz genau irgendwo zwischen Bremen und Hamburg) hat es auch noch gereicht.

In Dinklage und in Mickelsen haben die Grundschüler den „Linkslese-„Bänden gelauscht, in Lehrte und Westrhauderfehn den „Theoretikern“. In Lehrte hatten wir sogar Besuch von der „Hannover Allgemeinen Zeitung“, die einen wunderbaren Artikel über die Lesung geschrieben hat. Und ein paar – na ja, sagen wir mal – eher unvorteilhaft nerdige Bilder von mir hat die Reporterin auch geschossen.

Hier geht’s zum Artikel  (leider ist er bis auf einen ersten Absatz kostenpflichtig).

Toll war’s. Und ganz zum Schluss lag sogar hoher Besuch vor dem Veranstaltungsgebäude: Ein Plattbodenschiff hatte im Kanal davor halt gemacht.

So einen Hingucker kriegt man jetzt im Süden nicht unbedingt immer geboten …

Natürlich habe ich auch wieder jede Menge Wortspiele für www.linkslesestaerke.de eingesammelt: Neu in der Wort-Acker-dem-ih sind: Kinder-Arzt, Tor-Schützen-König, Münd-lich, Kopf-Nuss und Welt-Raum sowie Quadrat-Schädel, Trommel-Fell und Stadt-Musikanten.

Linus, Katzen, Theoretiker und ein Video

Am 20. März erscheint „Der Theoretikerclub und die Weltherrschaft“ – der zweite Band mit Linus, dem Bruder von Mira aus der „Linksleserstärke“. Dieses Mal wollen der schlaue Linus und seine Freunde Youtube-Stars werden und installieren den schrägen Kanal „In 10 Schritten zur Weltherrschaft“. Doch die Konkurrenz ist groß: Ihre Erzfeinde stellen sich mit ihren Ideen sehr viel besser an. Wäre da nicht ihr kleiner Freund Knut und seine Babykatze Marie – das Impreium der Theoretiker hätte mal wieder keine Chance.

Aaaber, man kann ja schlecht ein Buch über Möchtegern-Youtuber schreiben, wenn man nicht selbst einmal ein kleines Video für Youtube gedreht hat. Nach einer Idee aus „Der Theoretikerclub und die Weltherrschaft“ ist folgender Dreh entstanden. Tatsächlich mit der echten Marie.

Die Mira in Italienisch

Seit Neustem gibt es die „Linkslesestärke“ nicht nur in Deutsch, sondern auch in Italienisch. Nie hätte ich gedacht, dass man diese vielen Wort-Verdreher in andere Sprachen übersetzen könne. Jetzt haben die Italiener das Gegenteil bewiesen.

Die neuen, italienisch angepassten Karpiert-L-Wie-Netten hat – wie für die deutsche Ausgabe – wieder Stefanie Jeschke gezeichnet. Erschienen ist „Mira Kurz Capelli rosso cuoco“ beim Erickson-Verlag aus Trento.

Ganz schön lustig, die eigenen Worte zu lesen und nix davon zu kapieren. Na gut, nahezu nix. Immerhin, soviel konnte ich dann rauspicken, die Italiener waren nicht so streng wie die Bayern, die einen Teil der „Linkslesestärke“ in einem Schulbuch abgedruckt haben. Bei den Bayern durfte „der Freund, der immer in mein Badewasser strullert“ jedenfalls nicht drin bleiben. Bei den Italienern schon, da heißt es:“Il mio amico che fa sempre pipi nella mia vesca da bagno“. Klingt irgendwie fast schon poetisch.

Auch das Spiel mit dem Buchstabenverdrehen („al gioco delle lettere invertite“) ist geblieben – ich kann mir vorstellen, dass es die Übersetzerin bestimmt in die Verzeiwflung getrieben hat.

Aschenputtel, äh Taschenputel, heißt italienisch verdreht nun „Reneccentola“ (richtig: „Cenerentola“).

Und Der Wolf und die sieben jungen Geißlein, äh Golf und die sieben jungen Weißlein, heißt: „Il cupo e i sette lapretti“ (richtig“ Il lupo e i sette carpretti“).

Vielleicht sollte ich mein Speisenkarten-Italienisch doch mal kräftig aufmöbeln, damit ich noch mehr von den vertsteckten Spielereien verstehen kann…

#2016 war eigentlich doch ganz gut…

lesejahr2016

#2016 hat ja eigentlich eher einen negativen Beigeschmack. So viele prominenente Künstler hat dieses Jahr vorzeitig aus dem Leben gerissen, Brexit, Trumpwahl und die Ereignisse in Berlin sitzen uns alle noch in den Knochen …

Aber vielleicht gilt es genau deswegen das Gute zu Feiern, das Schöne, das Unvergessliche, das 2016 eben auch bereit gehalten hat.

Für mich war es nicht nur ein Jahr mit gleich zwei Neuerscheinungen („Linkslesemut“ und „Der Theoretikerclub“), sondern eines mit wundervollen Leseeindrücken.

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Damit meine ich auch, aber nicht nur die im heimischen Lesesessel (oben eine kleine, subjektive, total unvollständige Auswahl aus meinem Leseregal). Sondern die auch die Eindrücke auswärts – vor Publikum. Lit.Cologne, Münchner Bücherschau, Seiteneinsteiger, Hamburger Vorlesevergnügen, Leseland Hessen, Jugendbuchwochen in Lüneburg … und das war nur eine kleine Auswahl der Highlights dieses Jahres. Wow. Und nochmals Wow. Wow-wow-wow.

Ich kann’s eigentlich immer noch nicht richtig glauben, dass so viele großartige Lesefestivals Gefallen an meinen Büchern gefunden haben. Das war eine echte Ehre, dort lesen zu dürfen.

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Daneben habe ich ganz reizende Städte kennenlernen dürfen, die sonst nie auf meinem Schirm gewesen wären: Kirchheim/Teck, Lüneburg oder Fulda zum Beispiel kannte ich bislang nur von Autobahnschildern. Dabei sind sie allein schon eine kleine Reise wert.

Und dann trifft man dazu großartige Kollegen wie Andreas Schlüter, Margit Auer, Cornelia Franz, Antje Szillat, Alice Pantermüller, Isabel Abedi, Stefanie Taschinski …

Wenn dann auch noch wie in Andechs die Kinder ein Dankeschön-Lied anstimmen und wie in Pollenfeld sich eine gesamte Grundschule zum Autogrammholen auf dem Unterarm anstellt, dann bleibt auch bei mir kein Auge trocken.

Also aus dieser Speer-Speck-Tiefe betrachtet war #2016 doch gar nicht so schlimm. Ganz im Gegenteil.
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