„Sie haben eine richtig schöne Autorenstimme“. Bei solch fundamentalen Komplimenten mag man gar nicht mehr aufbrechen und möchte am allerliebsten einfach nur bleiben. Und irgendwie schien es den Kindern in Hergiswil ganz genauso zu gehen. Denn die Schülerinnen aus der Klasse wollten sich zumindest mal mit einer Umarmung verabschieden. Übrigens war es nicht nur in Hergiswil so herzlich. Auf der gesamten Reise mit „Kultur aus erster Hand“ durch das Land um Luzern haben sie es mir total leicht gemacht, Land und Leute ins Herz zu schließen. Mit viel Schoggi, supernetten Mediatheks-Leiterinnen, witzigen – und vor allem: sehr belesenen Kindern.
In Steinhausen kamen die SchülerInnen mit – ungelogen! – meterlangen Fragezetteln ein. Ob ich lieber für Jungen oder Mädchen schreiben würde, stand da zum Beispiel drauf. Knifflige Frage. Für freche Kinder, sage ich nach einigem Überlegen, egal ob Jungs oder Mädchen. Was ich geworden wäre wenn nicht Autorin? Oha, Konditorin vielleicht?
In Stans haben sie sogar eine eigene Abteilung mittlerweile für „Super lesbar“-Bücher von Gulliver. Da ist natürlich auch ein Janotta-Buch dabei: „Die Nacht in der Schule“. Aber dort habe ich dann doch – wie überall in auf dieser Lesereise – aus der „Linkslesestärke“ gelesen. Mein Schweizer-Deutsch muss noch besser werden – denn was ein Drück-Chäschtli ist, habe ich leider nicht ganz begriffen. So was wie ein Tischkicker vielleicht? Oder ein Flipper? Kann mir jemand helfen, bitte? Hier ist das gemalte Wort-Spiel dazu.
In Entlebuch, einem Ort, wo es in abenteuerlichen Serpentinen hoch hinaus ins Schulhaus geht (danke fürs Abholen, übrigens!) gibt es einen Lesekreis mit 19 Hockern, unter jedem liegt ein dickes Buch, das die Kinder lesen können, bis die Pause zu Ende ist. Ziemlich coole Idee, weil so auch ein paar von den Jungs, die nicht so gern lesen, dicke Schmöker angehen. Überhaupt, das Lesen ist einfach ein superwichtiges Anliegen in den Schulen rund um Luzern. Große und üppig ausgestattete Schul-Mediatheken lassen wirklich nicht den geringsten Wunsch offen.
Dass die Kids so viel lesen, Bücher und der Umgang für sie selbstverständlich ist und dass sie auch über Bücher und Autoren so viel wissen, liegt bestimmt an einer ganz besonderen Frau im Kanton: Leslie Schnyder. Sie organisiert Jahr für Jahr die Lesereisen im Herbst. Dieses Jahr zum 50sten Jubiläum von „Welten öffnen“, hat sie 50 deutsch- und schweizerdeutschsprachige Autoren nach Luzern gebeten, die alle innerhalb von drei Wochen über 700 Lesungen absolvieren. Da kommen einige schon viele und lange Jahre nach Luzern, was wir in den langen und ereignisreichen AutorInnenabenden ausführlich diskutiert haben. Da kann ich wirklich sehr gut verstehen, dass ein Kollege gesagt hat, Luzern sei immer sein liebster Termin im Lesungsjahr.
Danke für die Einladung. Darf ich wiederkommen? Nicht nur wegen Schoggi und den Umarmungen? Denn „Schullesungen eröffnen Welten“. Übrigens auch für die lesenden AutorInnen.
Nachdem ich diese Woche nur mit der „Linkslesestärke“ getourt bin habe ich jede Menge neue Worträtsel mitgebracht. Wollt Ihr mal sehen?